Die 1930er Jahre
Erste Erfolge – dann verboten!
(Vielen Dank an Uwe Glaser, der den Großteil der Inhalte im Rahmen der Arbeit für das Jubiläumsbuch zusammengetragen hat!)
In den 1920er-Jahren wurde „Freie Spielvereinigung“ gegründet und fasste Fuß im fränkischen Arbeitersport. In den 1930er Jahren entwickelten sich die „Schwarz-Gelben“ dann zu einer echten Größe der lokalen Szene, freilich nach wie vor nicht in der bürgerlichen Struktur des DFB, sondern im Arbeiter Turn- und Sportbund. Die dortige Wettbewerbsstruktur sah vor, dass zunächst die Meister der A-Klassen – die Spielvereinigung trat in der A-Klasse Süd im Bezirk Bayreuth-Hof an – den Bezirksmeister ausspielten, der sich daran anschließend mit den anderen Meistern aus dem Spielkreis (Nordbayern) duellierte, bis hin zum Kreisfinale. Der Sieger des Kreises wiederum konnte sich über die Verbandsmeisterschaft (Süddeutschland), in der die verschiedenen Kreismeister aufeinandertrafen, für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft qualifizieren.
In der Saison 1930/31 qualifizierte sich die „FSVgg Bayreuth-Altstadt“ als Meister des Bezirks Bayreuth-Hof erstmals für die Ausscheidungsspiele im Kreis Nordbayern, in denen man denkbar knapp am FTSV Weiden scheiterte: Bis kurz vor Schluss führte die Altstadt, kassierte dann jedoch noch den Ausgleich und unterlag durch ein spätes Elfmeter-Gegentor in der Verlängerung mit 1:2.
Nachdem man in der Saison 1931/32 dem BSC Bayreuth den Vortritt lassen musste, folgte in der Saison 1932/33 eine fast perfekte Spielzeit: Mit beeindruckenden 13 Siegen und nur einem Remis aus 14 Partien gewann die Altstadt souverän die A-Klasse Süd, nach der Bezirksmeisterschaft (1:0 gegen die FT Hof) und einem deutlichen 7:1 gegen die FT Regensburg qualifizierte man sich zudem erstmals für das Endspiel um die Kreismeisterschaft. Die Freie Spielvereinigung Bayreuth-Altstadt war damit eine der besten 34 Mannschaften des deutschen Arbeitersports.
Gegner im Finale war der TV Nürnberg-Gostenhof, Austragungsort das wenige Jahre zuvor eröffnete heutige Max-Morlock-Stadion mit seiner schon damals prägnanten achteckigen Form. Immerhin 4.000 Zuschauer fanden sich an jenem 19. Februar 1933 ein, die Partie hätte laut der anwesenden Journalisten jedoch deutlich mehr verdient gehabt: „Es gibt nur ein Wort des Lobes für das herrliche Kampfspiel der 22 Akteure und für das tadellose Benehmen der 22 Sportleute, die sich gestern […] gegenüberstanden. Wahrhaft meisterliche Leistungen konnte man da beobachten“, schrieb etwa das Nürnberger 8-Uhr-Blatt am Folgetag.
Gegen die favorisierten Nürnberger schlugen sich die Mannen von der Jakobshöhe mehr als achtbar, hatten in der ersten Hälfte nach einem Nürnberger Handspiel im Strafraum sogar die Chance auf die Führung, Mittelläufer Schmidt setzte den fälligen Strafstoß allerdings neben das Tor. Nach der Pause ging Nürnberg früh in Führung, worauf die Altstädter unbeeindruckt auf den Ausgleich spielten – doch nach einem Doppelschlag in der 60. und 63. Minute war die Partie entschieden, 0:3 aus Bayreuther Sicht hieß es dann auch am Ende.
Auch wenn es nicht zum großen Wurf reichen sollte: Die Fachzeitschriften attestierten dem aufstrebenden Klub aus Bayreuth eine große Zukunft, die Altstadt war endgültig auf der deutschen Fußball-Landkarte angekommen. Doch wie der gesamte Arbeitersport wurde sie kurz darauf durch die Nationalsozialisten wieder ausradiert.
Das Verbot
Nach dem Kreisfinale gegen Nürnberg-Gostenhof absolvierten die Altstädter noch einige wenige Freundschaftsspiele, ehe der Verein durch die Nationalsozialisten, die erst wenige Wochen zuvor an die Macht gekommen waren, rigoros ausgelöscht wurde: Das Inventar wurde beschlagnahmt und teilweise öffentlichkeitswirksam verbrannt, der Verein verboten, aufgelöst und aus dem Vereinsregister gestrichen.
Das genaue Auflösungsdatum der Freien Spielvereinigung, die zu diesem Zeitpunkt drei Senioren- und mehrere Jugendmannschaften umfasste, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass auf der Jakobshöhe zwischen 1933 und 1945 kein Fußball gespielt wurde – weil der Verein nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passte.
Prägende Personen
Im großen Spiel gegen Nürnberg-Gostenhof stach Torwart Täuber hervor, außerdem überzeugten „Verteidigung, Mittelläufer und Rechtsaußen“ laut einer Nürnberger Zeitung – wie im Arbeitersport üblich wurde hier auf Namensnennungen verzichtet. Wer also das Spiel auf dem Feld prägte, ist wie schon in den zwanziger Jahren nur bedingt überliefert. Zu erwähnen ist Mittelstürmer Kasel, der sich allerdings im November 1932 dem bürgerlichen 1. FC anschloss und dort in seinem ersten Spiel direkt dreimal traf.
- Fritz Kolb
Als erster Trainer der Altstadt absolvierte er in den 1930er Jahren einen zweiwöchigen Trainerlehrgang in Leipzig
Große Spiele
- 1931: FTSV Weiden – FSVgg Bayreuth-Altstadt 5:9
(Freundschaftsspiel)
Die Altstadt verpasst den bereits überregional erprobten Weidenern, an denen man zuvor noch im Vergleich auf Bezirksebene gescheitert war, eine „hübsche Packung“ (Fränkische Volkstribüne) - 1932: BSC Bayreuth – FSVgg Bayreuth-Altstadt 2:4
(Erster Spieltag A-Klasse 1932/33)
Vor 1.200 Zuschauern dominiert die Altstadt zum Saisonauftakt den amtierenden Bezirksmeister – es ist der Auftakt der fast perfekten Saison mit 13 Siegen und einem Remis - 1933: FSVgg Bayreuth-Altstadt – TSV Nürnberg-Gostenhof 0:3
(Finale um die Kreismeisterschaft Nordbayern)
Das erste große Spiel der Vereinsgeschichte vor 4.000 Zuschauern im heutigen Max-Morlock-Stadion – gleichzeitig das letzte Pflichtspiel vor dem Verbot durch die Nationalsozialisten. Aufstellung: Täuber, Wölfel, Steuer, Altkofer, Schmidt, Dornhöfer, Küfner, Hösch, Schröder, Löwlein, Walther.
Was sonst noch geschah
- Nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten schlossen sich einige Fußballer dem bürgerlichen Lager an. Voraussetzung dafür war, dass sie zwei Bürgen für sich finden konnten.
- Der 1. FC Bayreuth qualifizierte sich 1933 und 1935 zweimal für die neu eingeführte Gauliga Bayern und konnte sich dort mit Vereinen wie dem 1. FC Nürnberg, dem TSV 1860 München und dem FC Bayern München messen. Beide Male stieg man jedoch sofort wieder ab.
- Die Nationalsozialisten gründeten den „Fußball-Sportverein Bayreuth“ (der nichts mit dem heutigen FSV Bayreuth zu tun hat), in dem Partei und Politik mehr im Vordergrund standen als der Sport. Die Begeisterung in der Bevölkerung hielt sich in Grenzen, in der lokalen Presse fand das Konstrukt gar keine Erwähnung.