, ,

Köllner will es wissen

So ein bisschen gilt der TSV 1860 München als Geheimfavorit in der kommenden Drittligasaison. Das Wort geheim kann man dabei eigentlich sogar streichen. Für viele sind die Blauen der Favorit schlechthin. Gründe dafür gibt es viele.

1860-Trainer Michael Köllner gilt als großer Hoffnungsträger. Foto: Mareike Schmidt.

Der erste: Trainer Michael Köllner. Der aus dem oberpfälzischen Fuchsmühl stammende Coach ist einer, der auf Sechzig passt wie die Faust aufs Auge. Ein Arbeiter. Authentisch. Bodenständig. Mit klaren Ansagen und dem Sinn für Tradition. Der zweite: Die Rückrunde der abgelaufenen Serie. Die war vergleichbar mit der des diesjährigen souveränen Titelträgers FC Magdeburg eine Saison vorher. Damals waren des die Sachsen-Anhaltiner, die eine überragende Frühjahrsrunde spielten und den Schwung in die nächste Spielzeit mitnahmen. Die starke Rückrunde spielte im Vorjahr der TSV 1860 München. Nach einer suboptimal verlaufenen ersten Saisonhälfte ging es steil bergauf. Dafür wurde Publikumsliebling Sascha Mölders „geopfert“ – eine Maßnahme, die sich nicht negativ auf die Mannschaft um Kapitän Stefan Lex auswirkte. Im Gegenteil. Marcel Bär, zuletzt vom Zweitligisten FC Heidenheim umworben, sprang eindrucksvoll in die Bresche, besorgte die notwendigen Tore und avancierte zu einem der wichtigsten Spieler der Liga während Keeper Marco Hiller das eigene Gehäuse oftmals schadlos hielt.

Robert Reisinger, hier als Beobachter unserer Partie beim FC Pipinsried vor einigen Wochen, wurde als Präsident des TSV 1860 München jüngst eindrucksvoll wieder in sein Amt gewählt. Glückwunsch auch von dieser Seite! Foto: Andi Bär.

Eine elitäre Schar an Neuzugängen

Der dritte: Die Neuzugänge. Völlig fokussiert und vor allem in beängstigender Schnelligkeit kompensierten die Löwen die Abgänge von Richard Neudecker (FC Saarbrücken) und Dennis Dressel (Hansa Rostock). Mit Manndecker Jasper Verlaat (Waldhof Mannheim) wurde der Defensivverbund elitär verstärkt. Dessen Teamkollege Joseph Boyambo, Albion Vrenezi und Tim Rieder (beide Türkgücü München), Christoph Lannert (SC Verl), Fynn Lakenmacher (TSV Havelse), Julius Schmidt (VfB Lübeck), Maris Skenderovic (FC 05 Schweinfurt) und allen voran der ehemalige Braunschweiger Martin Kobylanski: Eine Liste an Neulingen, bei der dem geneigten Fußballanhänger nur eine Möglichkeit bleibt: Die, mit der Zunge zu schnalzen.

Löwen-Kapitän Stefan Lex hat eine Schlüsselrolle im Team. Gegen den VfL Osnabrück konnte er die vielleicht entscheidende Niederlage im letztjährigen Aufstiegskampf auch nicht verhindern. Foto: Andi Bär.

Das Ziel der heimlichen Nummer eins in München (zumindest nach dem Selbstverständnis der Anhänger) ist klar kommuniziert. Man will nach oben. Nach zwei vierten Plätzen aus den Vorjahren eine nicht unlogische Ansage. Einzig eines scheint in München weiterhin sehr ausgeprägt: Die innige „Liebe“ zwischen Stammverein und der ausgegliederten Profiabteilung. Immer wieder wird – nicht selten von außen – Unruhe in den Verein gebracht. Auf der einen Seite die Traditionalisten und Anhänger des Stammvereins. Auf der anderen Seite diejenigen, die Investor Hasan Ismaik fast schon gebetsmühlenartig die Treue schwören. Ein mitunter unsägliches Schauspiel, das immer wieder auch über zahlreiche Boulevardmedien und Internetblogs befeuert wird. Ein Miteinander der beiden Lager: Ist unmöglich. Eine qualifizierte Meinung über Vor- und Nachteile beider Lager einzuholen: Ebenfalls. Eines ist klar: Die Mannschaft lässt solche Dinge an sich nicht heran. Und weder die Seite des e. V., noch die Seite der GmbH-Verantwortlichen wird sich zu diesem brisanten Thema äußern. Zu sehr sind beide auf den anderen angewiesen. „Wir brauchen ein großes und gemeinsames 1860“, sagt Cheftrainer Köllner, „dann können wir es schaffen!“ Weiterhin an Bord bleibt dabei auch Präsident Robert Reisinger. Der wurde kürzlich eindrucksvoll wiedergewählt. Und gab gleich noch ein Bekenntnis zugunsten des wohl schönsten Stadions der Liga ab. „Mir ist ein ausverkauftes Grünwalder Stadion lieber“, sagte er über den im Falle eines Aufstieges diskutierten Umzuges in das Olympiastadion (ab).