,

Joe Enochs wird’s schon richten!

Beim FSV Zwickau hofft man darauf, dass die finanziell vorzunehmenden Einschnitte keinen entscheidenden Einfluss auf den sportlichen Erfolg haben werden. Um gut 400000 Euro mussten die Sachsen ihren Saisonetat kürzen. Und doch herrscht gute Laune bei den „Schwänen“. Die Hoffnung hat dabei einen Namen: Joe Enochs.

Sollte der Duden irgendwann eine neue Definition von Konstanz brauchen: Der Name Joe Enochs wäre prädestiniert. Foto: Andi Bär

Der grundsymphatische Amerikaner geht in Zwickau in seine fünfte Trainersaison. Damit ist er der dienstälteste Drittligatrainer (nur Elversbergs Horst Steffen ist länger in seinem Verein). Sportdirektor Toni Wachsmuth und er ließen sich lange Zeit, ehe das neuerliche Eheversprechen eingegangen wurde. Alles andere wäre allerdings irgendwie wenig nachvollziehbar gewesen: Mit dem kleinsten Etat aller Klubs hat Enochs auch im Vorjahr, wenn auch mit langem Bangen, die 3. Liga erhalten. Nach der Rückkehr in den Profifußball, 1997 stieg der einstige DDR-Meister (1950) aus der zweiten Bundesliga ab, um 2016 mit Trainer Torsten Ziegner zurückzukehren, haben sich die Westsachsen heimelich eingerichtet dort. Seit dem zweiten Jahr an Bord: Enochs. Der wird seinem Ruf als bodenständiger Typ damit einmal mehr gerecht. Als er aus den USA nach Deutschland kam, kickte er zwei Jahre für den FC St. Pauli um danach insgesamt 21 (!) Jahre als Spieler, Nachwuchs- und Cheftrainer für den VfL Osnabrück tätig zu sein. Wie sehr sich der einmalige US-Nationalspieler von anderen abhebt, das zeigt nicht nur die Tatsache. Weitestgehend hatte der studierte Kriminalistiker keinen Berater an seiner Seite, verhandelte seine Kontrakte selbst aus. 2008 eröffnete er in Osnabrück die bis heute existierende „Joe Enochs Sportsbar“. Er, 2004 ARD-Torschütze des Monats mit einem Treffer im DFB-Pokal gegen Bayern München, genießt weiterhin einen hervorragenden Ruf an seiner Langzeit-Wirkungsstätte. Der geht soweit, dass eine eigens errichtete Kindertribüne den Namen „Joe-Enochs-Tribüne“ hat. Soweit ist es in Zwickau (noch) nicht. Und doch ist er auch dort auf dem besten Wege dazu, zur Legende zu werden.

Neues Stadion als Schmuckstück

Seit 2016 haben die Zwickauer ein neues Schmuckstückchen: Die GGZ-Arena. Eingeweiht mit einem DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV hat sich das Stadion längst als legitimer Nachfolger für das Westsachsenstadion mit seinem imposanten Eingangsturm erwiesen. Etwas mehr als 10000 (überdachte) Plätze garantieren eine gute Stimmung, die Ultras um die „Rad Kaos“-Fraktion lassen Heimspiele zu recht stimmungsvollen Angelegenheiten werden. Dafür mitverantwortlich ist natürlich auch die Mannschaft. Eine aus der Kategorie der bodenständigen Typen, die den Fußball gerne arbeiten statt zu zelebrieren. Nicht wenige Gesichter sind dabei auch im Frankenland keine unbekannten. An vorderster Front Stürmer Dominic Baumann. Der im sächsichen Wermsdorf aufgewachsene Stürmer verbrachte nach seiner Jugendzeit bei Sachsen Leipzig und Dynamo Dresden sechs Jahre in hiesigen Gefilden. An der Seite von Steffen Eder, Tobias Weber, Sebastian Kolbe, Dennis Lippert und Patrick Weimar spielte er zwischen 2015 und 2017 für den 1. FC Nürnberg II, ehe er in vier Jahren bei den Würzburger Kickers auch mit Luke Hemmerich an seiner Seite auflief.

Aus dem Frankenland zurück in heimatnähe: Dominic Baumann, hier gegen den SV Waldhof Mannheim am Ball. Foto: Andi Bär.

Ein Denkmal für einen König

Während Baumann auf dem besten Weg dazu ist, sich in die Herzen der Zwickauer Anhänger zu spielen, hat das sein Vorgänger im Sturmzentrum längst geschafft. Seit mittlerweile 221 Spielen schnürt Ronny König inzwischen die Stiefel für die Schwäne. Und er denkt nicht daran, seine lange Karriere zu beenden. Im Jahr 2000, einige unserer Akteure und auch einige seiner heutigen Teamkollegen hatten da das Licht der Welt noch nicht erblickt, tauchte der heute 39-jährige Sturmtank beim Chemnitzer FC erstmals auf der großen Fußballbühne auf. Und er sollte denkwürdige Spuren hinterlassen. Nach sieben Jahren in Kaiserslautern, Wehen-Wiesbaden und Oberhausen zog es ihn 2011 wieder in die Heimat, drei Serien beim FC Erzgebirge Aue folgte ein einjähriges Gastspiel beim SV Darmstadt 98. 2015 kehrte er erneut in die Heimat zurück, nach einem Jahr in Chemnitz landete er in Zwickau. Zusammen mit Torhüter Johannes Brinkies, der nach dem Karriereende von Sportdirektor Wachsmuth auch als Kapitän aufläuft, gilt er als die tragende Säule des Klubs. Während der zehn Jahre jüngere Brinkies 217-mal für den FSV auflief und noch einige Jahre vor sich hat, könnte Königs Abschied näher rücken. Eine Woche nach dem Ende der diesjährigen Saison feiert er seinen 40. Geburtstag. Der baumlange Dauer(b)renner wird seinen bisherigen 220 Zweitligaeinsätzen wohl keine mehr folgen lassen. Die 244 Drittligaspiele (61 Tore) werden am Ende mehr werden (ab).

Vor seinem Wechsel zum SV Wehen-Wiesbaden 2006 auch ein Kandidat für den Altstädter Kader: Ronny König. Foto: Andi Bär.