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Ein Ziegner für die Zebras

In Duisburg ist man als Fan leidensfähig. Man weiß irgendwie, dass den meisten Aufstiegen wieder ein Abstieg folgt und die Richtung dann wieder in die andere geht. Oft stellte man den Fahrstuhl zwischen 2. Bundesliga und dem Oberhaus, wo die Meidericher 1963 Gründungsmitglied waren, an – zwischenzeitlich ging es mit den landläufig als „Zebras“ bekannten Duisburgern zwischen 1986 und 1989 bergab bis in die (damals drittklassige) Oberliga. Eines ist klar: Der Name MSV Duisburg ist bis heute einer der klangvollsten im deutschen Fußball.

Er soll den Erfolg zurückbringen: Der neue Cheftrainer Torsten Ziegner, hier noch in Diensten der Würzburger Kickers. Foto: Würzburger Kickers

Nur ein Jahr nach dem Wiederaufstieg war der Meidericher Spielverein wieder in der Belle Etage zu finden, um wieder abzusteigen und 1997 unter Thomas Kleines späterem Partner Friedhelm Funkel die erneute Rückkehr zu schaffen. 2013 dann der Schock für die treuen Fans des MSV: Unter der Last finanzieller Knappheit verweigerte der DFB seinem Bundesligagründungsmitglied die Lizenz, der bittere Weg in die 3. Liga war die Folge. 2015 folgte die neuerliche Rückkehr in die zweite Bundesliga. Gino Lettieri lautete der Baumeister des Erfolges. Nach nur wenigen Spieltagen musste er dann seinen Hut nehmen, den Wiederabstieg konnte auch sein Nachfolger Ilia Gruev nicht verhindern. In den Relegationsspielen unterlag seine Truppe den Würzburger Kickers in Hin- und Rückspiel – um nur ein Jahr später wieder aufzusteigen und den Weg zurück erneut antreten zu müssen. Im Vorjahr stand es spitz auf knopf, ob der MSV erstmals in seiner Vereinsgeschichte viertklassig antreten müsse. Der Retter hat einen Namen: Torsten Ziegner.

Die 3. Liga als Westentasche

Mit der im von Bayreuth aus gerade einmal 80 Kilometer entfernten thüringischen Neuhaus am Rennweg geborenen Jenaer Fußballlegende haben sich die Macher des Ruhrpott-Klubs einen der absoluten Drittligaexperten an Bord geholt. In seinem vierten Jahr als Cheftrainer beim FSV Zwickau stieg er durch einen Hin- und Rückspielsieg über den SV Elversberg auf in Liga 3. Nach einem Jahr in Zwickau wechselte er die Fronten, führte den Halleschen FC in seinem ersten Jahr um ein Haar in den Bundesligaunterbau, blieb danach noch eine knappe Saison. Nicht von Erfolg gekrönt war sein Gastspiel bei den Würzburger Kickers im Vorjahr. Nach nur elf Spielen trennten sich die Rothosen von Ziegner, den Abstieg konnten auch seine Nachfolger nicht verhindern. Das gelang ihm schließlich in Duisburg. Dort ist sein Name mit großen Hoffnungen verknüpft. Der Klub, bei dem unser Ausrüster Capelli Sport 10-prozentiger Anteilseigner ist, würde gerne wieder in ruhigere Tabellenregionen vordringen. Und dafür hat man einiges getan.

Einst – wie auch Marvin Knoll – beim SSV Jahn Regensburg an der Seite von Markus Ziereis, heute in Duisburg: Kolja Pusch. Foto: Andi Bär.

Die Abwehr als Prunkstück

Vor allem im Defensivbereich haben die Meidericher ordentlich nachgerüstet. Viel Arbeit für Sportgeschäftsführer Ralf Heskamp, einst selbst ein formidabler Zweitligakicker beim VfL Osnabrück, der früher bereits dort und bei Holstein Kiel die Geschicke in Händen hatte, bis April beim Halleschen FC tätig war und sich weiterhin als Scout für den FC Bayern München einen guten Namen machte. Bislang erfüllte er seine Aufgaben in Duisburg recht ordentlich. Der vakante Platz zwischen den Pfosten, Ex-Bayern-Amateurkeeper Leo Weinkauf kehrt nach einem Leihgeschäft zu Hannover 96 zurück, wurde mit Vincent Müller gut nachbesetzt. Der ehemalige Würzburger Kickers-Tormann kommt vom PSV Eindhoven in den Ruhrpott. Als Folge davon hat sich Jo Coppens in seine Heimat verabschiedet und keept künftig für den VV St. Truiden in Belgien. Auf der Innenverteidigerposition haben die Zebras ein Luxusproblem.

Aufstiegserprobter Manndecker kommt an die Wedau

Kürzlich feierte er mit dem 1. FC Kaiserslautern noch den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Jetzt wechselt der 22-jährige zentrale Defensivmann Marvin Senger vom FC St. Pauli an die Wedau. Der 1,93-Hüne ist damit der fünfte Manndecker im Kader der Blau-Weißen, wird mit dem 1 Meter 95 großen Neuzugang Sebastian Mai (28, Dynamo Dresden), dem 23-jährigen „Schalker Kind“ Tobias Fleckenstein (1,90) und dem ehemaligen Regensburger Marvin Knoll, mit „nur“ 1,86 Metern der „Winzling“ in der Innenverteidigung, um zwei Plätze kämpfen. Eher in der Mittelfeldzentrale sieht Ziegner dagegen den unter Vorgänger Hagen Schmidt desöfteren dort aufgestellten Marlon Frey. Die rechte Abwehrseite wird Cottbus-Rückkehrer Joshua Bitter beackern. Die prominentesten Namen tummeln sich an vorderster Front. Im Mittelfeld zieht der ehemalige Regensburger Kolja Pusch die Fäden, im Sturmzentrum stehen mit Moritz Stoppelkamp und Aziz Bouhaddouz zwei altgediente Recken bereit, die Vorlagen zu verwandeln.