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Alles auf Anfang in Dresden

So hatte sich die SG Dynamo Dresden die letztjährige Saison nicht vorgestellt. Am Ende stand nach der Niederlage in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern der Abstieg in die 3. Liga. Ein Abstieg, den die sächsischen Landeshauptstädter definitiv sofort wieder ausmerzen wollen. Das Ziel steht ganz klar fest: Die Rückkehr in den Bundesliga-Unterbau. Und dafür haben die Gelb-Schwarzen eindrucksvoll geklotzt.

Noch läuft es nicht rund für Dresdens neuen Trainer Markus Anfang und seine Truppe. Foto: Andi Bär

An vorderster Front stehen zwei Namen für die Aufbruchstimmung, die in Dresden herrscht. Auf dem Feld ist das Sturmtank Stefan Kutschke, der vom Mitabsteiger FC Ingolstadt 04 zurück an seine alte Wirkungsstätte kommt. Und neben dem Platz ist im wahrsten Sinne des Wortes alles auf Anfang gestellt worden. Der neue Mann auf der Kommandobrücke und Nachfolger von Guerino Capretti ist als absolutes Ausrufezeichen gegenüber der Konkurrenz zu sehen: Markus Anfang. Der langjährige Bundesligakicker, der sich 2016 erstmals als Trainer in der 3. Liga tummelte, mit Holstein Kiel ad hoc den Aufstieg schaffte und nur um ein Haar in der Relegation am Durchmarsch in die Bundesliga scheiterte, hat seine Karriere kurzzeitig selbst ausgebremst. Er, der einst beim Bundesligaabsteiger 1. FC Köln als Tabellenführer (!) nach vier Niederlagen geschasst wurde, mit dem SV Darmstadt 98 eine solide Zweitligasaison spielte und dann mit dem SV Werder Bremen den nächsten Bundesligaabsteiger übernahm, beging eine Dummheit. Wie auch sein Co-Trainer Florian Junge legte er ein gefälschtes Covid 19-Impfzertifikat vor. Nach den eingeleiteten Ermittlungen traten beide von ihrem Ämtern zurück, wurden seitens des Verbandes gesperrt. Seit 1. Juni sind Anfang und Junge auf Bewährung, am selben Tag stellte Dynamo das Duo als neue Trainer vor. Weiterhin auf der Bank der Sachsen sind zwei altbekannte Gesichter: DDR-Fußballikone Heiko Scholz, der nach seiner Zeit in Leipzig und Dresden auch bei Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Fortuna Köln erfolgreich war, als Trainer einige Meriten einheimste und Torwarttrainer David Yelldell. Der ist dem ein oder anderen noch ein Begriff als Torwart der Stuttgarter Kickers, der unsere Elf in der Regionalligasaison 2005/2006 zweimal ordentlich entnervte. Er, der vor seiner Dresdener Zeit bei der SG Sonnenhof-Großaspach im Trainerstab war, hat übrigens eine ganz eigene Beziehung zu Dynamo. Aus Duisburg kommend wechselte er einst zu Bayer Leverkusen. Dort verletzte sich Stammkeeper Rene Adler vor dem Pokalspiel gegen Dresden. Yelldell erhielt den Vorzug vor Fabian Giefer. Leverkusen führte gegen Dresden schon mit 3:0. Am Ende siegte Dynamo mit 4:3. Es war das erste und gleichzeitig für fünf Jahre das letzte Pflichtspiel Yelldells für die Werkself. Erst in der Endphase durfte er noch einmal für 20 Minuten in der Bundesliga zwischen die Pfosten, feierte in seinem einzigen Bundesligaspiel einen 3:2-Sieg über den heutigen Ligakonkurrenten FC Ingolstadt 04.

David Yelldell, Heiko Scholz und Florian Junge (von links): Wohlklingende Namen auf Dresdens Bank. Foto: Andi Bär.

Verzichten muss der achtfache DDR-Meister, lange Jahre auch international erfolgreich, dabei auf viele letztjährige Zweitligakicker. Darunter zwei Perlen der Vorsaison, deren Abgänge allerdings ordentlich entlohnt wurden. Mittelstürmer Christoph Daferner wechselt für das erkleckliche Sümmchen von einer Million Euro zum 1. FC Nürnberg, Ransford Yeboah-Königsdörffer (20) wechselte für 1,2 Millionen Euro zu unserem ersten Pokalgegner Hamburger SV. Insgesamt stehen in der sächsischen Landeshauptstadt 19 Abgänge zu Buche, derzeit kann Anfang auf 12 neue Akteure bauen – die Ablösen des „Tafelsilbers“ sollen allerdings in Beine statt Steine investiert werden. Sprich: Weitere hochkarätige Neuzugänge sind zu erwarten.

Der alte und neue Hoffnungsträger: Stefan Kutschke kehrte vom FC Ingolstadt 04 zurück an die Elbe. Foto: Andi Bär.

Der erste steht bereits fest: Von Feyernoord Rotterdamm kommt Christian Conthe in die Elbstadt. Er wird für ein Jahr ausgeliehen und gilt als perfekter Ersatz für Yeboah-Königsdörffer. „Wir sind sehr zufrieden, dass sich Christian Conteh aus Überzeugung für die SG Dynamo Dresden entschieden hat“, sagt Sport-Geschäftsführer Ralf Becker. Conteh sei „ein klassischer Flügelspieler“, schnell, mutig im Eins-gegen-eins und mit Zug zum Tor. Der gebürtige Hamburger wuchs in der Jugend des FC St. Pauli auf, kickte siebenmal am Millerntor in Liga 2, ehe er zu Feyernoord Rotterdam wechselte.

Der scheidende Hoffnungsträger: Christoph Daferner (mitte hinten), hier in seinem letzten Einsatz für Dresden beim VfB Auerbach, verlässt Dynamo in Richtung Nürnberg. Foto: Andi Bär.