Timothy Nicolaus im Interview

Am Samstag wird Flügelflitzer Timothy Nicolaus in Augsburg sein vorerst letztes Spiel für die Altstadt bestreiten. Wir haben uns vorher mit ihm unterhalten.

Am Samstag wird Flügelflitzer Timothy Nicolaus in Augsburg sein letztes Spiel für die Altstadt machen – vorerst. Denn ab kommender Woche geht es für den 24-jährigen Deutschamerikaner nach Stuttgart, wo er im Rahmen seines Studiums ein halbjähriges Praktikum bei Porsche absolviert. Im Interview erzählt Nicolaus, wie er überhaupt zur SpVgg gekommen ist, ob er wieder zurückkehrt – und er enthüllt das Geheimnis seiner Frisur.

spvgg online: Hallo Tim! Wie kommst du zu einem Praktikum bei Porsche? 
Timothy Nicolaus: Ich habe mich ganz normal im Internet beworben und wurde dann zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Kurz vor der Saison habe ich dann die Zusage bekommen. Das Ganze dauert etwa sechs Monate, bis Anfang März, und läuft im Rahmen meines Studiums. Ich studiere im Moment meinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen an der Uni Bayreuth.

Und was sind bei Porsche deine Aufgaben?
Es geht um die Produktionsoptimierung, da helfe ich aus. Ich arbeite in der Montage, also direkt am Fließband, wo die Autos auch hergestellt werden. Ich wollte auf jeden Fall in der Automobilindustrie ein Praktikum machen und habe mich bei verschiedenen Unternehmen beworben. Porsche fand ich am attraktivsten, es passt auch am besten zu meinem Studium.

Fährst du dann auch immer mal im Porsche durch Stuttgart?
(lacht) Vorstellen kann ich mir das auf jeden Fall, wie genau das für Praktikanten abläuft, weiß ich natürlich nicht.

Für die erste Mannschaft lief Tim Nicolaus vor dem Spiel in Augsburg insgesamt 85 Mal auf und erzielte 25 Tore. Hier trifft er in der Bayernliga gegen den SC Eltersdorf. (Fotos: Marcus Arth)

Wie geht es dann bei dir fußballerisch in der Zeit weiter? Suchst du dir einen Verein in Stuttgart?
Das Mindeste ist, dass ich mich dort fit halte. Bei welchem Verein ich in Stuttgart dann bin und ob ich eventuelle mal hier aushelfe, klärt sich erst in der nächsten Zeit.

Du kommst dann Anfang März zurück nach Bayreuth. Auch zurück zur Altstadt?
Auf jeden Fall!

Du spielst seit 2009 bei der Altstadt. Wie bist du denn damals zum Verein gekommen?
Das war eine witzige Geschichte: Ich war damals am Röhrensee joggen und habe die erste Mannschaft gesehen. Da bin ich zu Heinz Schneider und habe ihn gefragt, ob ich mal bei der zweiten Mannschaft mittrainieren darf. Der hat mir die Nummer vom damaligen Trainer Jürgen Dörfler gegeben, dann habe ich dort trainiert und mich langsam hochgearbeitet.

Jetzt spielst du in der Regionalliga.
Ich habe nie wirklich damit gerechnet, dass ich mal so hochklassig spiele. Ursprünglich wollte ich während meines Studiums einfach nur Fußball spielen, auch um neue Leute kennenzulernen. Aber die Entscheidung, zur Altstadt zu gehen, war eine der besten in meinem Leben!

Welche Momente sind dir in deinen fünf Jahren bei der SpVgg besonders in Erinnerung geblieben?
Die Meisterschaft in der Bayernliga, der Aufstieg mit der zweiten Mannschaft in die Bezirksoberliga. Und natürlich das Entscheidungsspiel in Bamberg gegen Bayern Hof.

Du bist damals erst kurz zuvor in den Bayernliga-Kader gerutscht und warst dann gegen Hof 120 Minuten auf dem Platz gestanden. Vor allem die Szene in der Anfangsphase, als du kurz vor dem Strafraum von Christian Berchthold gestoppt wurdest, blieb in Erinnerung. Ein für alle Mal: War das ein Foul?
Freilich, es war sicher ein Foulspiel und sicher eine rote Karte! Auf den damaligen Schiedsrichter Wolfgang Stark bin ich immer noch nicht so gut zu sprechen. Aber was will man machen…

Von Zopf bis Iro war an ausgefallenen Frisuren eigentlich schon alles dabei, im Moment setzt Nicolaus auf Undercut. Eigentlich fehlt nur noch der Vokuhila – doch was nicht ist, kann ja noch werden!

Du bist in Columbia geboren. Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du in Deutschland lebst?
Mein Vater ist auch Amerikaner, schon mein Opa hat zum Arbeiten immer ein paar Jahre in den USA und dann wieder in Deutschland gelebt. Bei der Geburt von mir und von meiner großen Schwester waren wir gerade in Amerika, aber schon als ich ein Jahr alt war, sind wir nach Deutschland gezogen. Seitdem wohnen wir in Deutschland, ich bin hier aufgewachsen. Ab und zu fliege ich noch rüber, zum Beispiel war ich mal ein halbes Jahr für ein Auslandssemester in den USA.

Wenn dich heute Jogi Löw und Jürgen Klinsmann anrufen würden: Für welche Nationalmannschaft würdest du dich entscheiden?
(lacht) Ich würde mich wahrscheinlich für die amerikanische Mannschaft entscheiden, weil ich da die Chancen für mich etwas besser sehe. Aber das ist eine schwierige Frage!

Was dich auf dem Platz besonders ausmacht, ist deine Schnelligkeit. Wie kommt es, dass du so flink auf den Beinen bist?
Wenn ich das wüsste, dann würde ich noch daran arbeiten. Ich schätze mal, dass das irgendwie genetisch bedingt ist, ich war schon immer recht schnell unterwegs und bin froh, dass das so geblieben bist.

Auch deine exotischen Frisuren stechen im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge. Hattest du schon immer ein Faible für verrückte Haarschnitte?
Nein, das kam wirklich erst in den letzten Jahren. Ich hatte früher eigentlich immer einen ganz kahl rasierten Kopf. Jetzt hat es mir gefallen, als sie etwas länger waren, deswegen bin ich dabei geblieben. Es behindert mich ja auch nicht beim Spielen.

Schaust du dir die Frisuren von anderen Spielern ab, hast du ein Frisur-Vorbild?
Schwer zu sagen! Neymar ist natürlich immer recht stylish unterwegs, aber ein richtiges Vorbild habe ich nicht.

Kommen wir zum Schluss noch zu deinem vorerst letzten Spiel für die Altstadt: Was wünschst du dir für die Partie am Samstag in Augsburg?
Ich wünsche mir, dass wir an die Leistung aus dem Spiel gegen 1860 anknüpfen und uns noch etwas verbessern können, damit wir dann endlich drei Punkte holen. Das wäre ein schönes Abschiedsgeschenk für mich, und dann wären wir zumindest ein bisschen unten raus!

Dann hoffen wir mal, dass es so kommt! Viel Erfolg am Samstag und natürlich dann bei deinem Praktikum!